Warum wir immer wieder in negativen Gefühlen und Gedanken landen

 

 

Heute möchte ich Sie ein bisschen über die Funktionsweise unseres Gehirns informieren. Ich habe es so einfach wie möglich gehalten, damit es einleuchtend ist. Trotzdem weise ich darauf hin, dass es keine vollständige und wissenschaftliche Erklärung ist. Es dient dazu, dass Sie verstehen, warum Sie so reagieren, wie Sie reagieren und warum Sie immer wieder in Angst, Panik oder Dissoziation landen.

 

Gehirn Teil 1

 

Großhirn/Neokortex

 

Die oberste Ebene unseres Gehirns ist zugleich die jüngste in der Entstehungsgeschichte. Hier findet rationales, logisches und lösungsorientiertes Denken statt. Hier lernen, planen und nehmen wir wahr. Der Neokortex speichert Ereignisse und Zeit in chronologischer Folge ab. Diese Ebene kontrolliert bewusst ausgeführte Bewegungen und überwacht unsere Selbstregulierung.

 

Zwischenhirn/limbisches System

 

In dem mittleren Teil unseres Gehirns sind unsere Emotionen, Gefühle, Kindheits- und Verhaltensmuster, Erinnerungen, Erfahrungen und unsere Glaubenssätze abgespeichert. Das limbische System beinhaltet die Amygdala (signalisiert unter anderem Angst) und den Hippocampus (ist für unser Gedächtnis zuständig) welche beide eine sehr große Rolle in der Verarbeitung von Sinnesreizen spielen. Außerdem reguliert es unsere Motivation und Aufmerksamkeit sowie unsere Affekterinnerungen. Hier entstehen starke Gefühle, wie zum Beispiel Angst, Schrecken, Wut und Freude. Das limbische System ist über zahlreiche Nervenbahnen mit unserem Neocortex, dem Teil, der für unsere rationales Denken verantwortlich ist, verknüpft. Emotionen haben einen starken Einfluss auf unser Denken und Handeln. Emotionen und Gefühle waren früher für unser Überleben verantwortlich. Der Mensch musste Gefahren erkennen, einschätzen und sich auf Kampf oder Flucht vorbereiten. Wenn „Gefahr“ besteht, werden in Bruchteilen von Sekunden Signale vom limbischen System an unseren Hirnstamm/Stammhirn gesendet, der den Körper in Alarmbereitschaft versetzt und unser autonomes Nervensystem aktiviert.

 

Stammhirn/Reptiliengehirn

 

Das Reptiliengehirn, der älteste Teil in der Evolution gesehen, ist das primitivste Gehirn. Im Laufe von Millionen von Jahren hat sich unser heutiges menschliches Gehirn von seiner Basis, dem Hirnstamm weiterentwickelt. Es steuert unsere Instinkte und Reflexe. Hier werden lebensnotwendige grundlegende physiologische Vorgänge wie Verdauung, Fortpflanzung, Kreislauf, Blutdruck und Atmung reguliert. Die Sprache des Reptiliengehirns sind die Sinneseindrücke. Letztendlich wird im Stammhirn unser Überleben gesteuert. Hier befinden sich  auch unsere drei Notfallprogramme KAMPF, FLUCHT und ERSTARRUNG, die anspringen, wenn die Amygdala dem Stammhirn signalisiert, dass hier Gefahr besteht.

 

Mögliche körperliche Signale können zum Beispiel vermehrtes Schwitzen, Herzklopfen, Unruhe und Nervosität sein. Auch, wenn wir rational wissen, dass keine Gefahr besteht, sendet unser limbisches System dennoch entsprechende Signale an unser Stammhirn und dieses baut ein entsprechendes Erregungsniveau auf, um im Notfall zu Kämpfen oder zu Flüchten.  

 

Falsche (negative) Gedanken erzeugen in uns falsch (negative) Gefühle und diese aktivieren, weil es ja eine Gefahr sein könnte, unser Stammhirn. Auch Stress ruft diese körperlichen Vorgänge in uns hervor.

 

Wenn das Stammhirn aktiviert ist und sich der Körper auf Kampf oder Flucht vorbereitet, sind wir nicht bzw. nur sehr bedingt in der Lage logisch und lösungsorientiert zu Denken und zu Handeln. Wir haben kaum oder gar keinen Zugang mehr zu unserem Cortex.

 

Wenn ich nun eine Erfahrung gemacht habe, die traumatisierend gewesen ist, können mich Gedanken, Situationen, Gerüche, Gefühle, Geräusche immer wieder ganz schnell in mein Stammhirn bringen und ich lande in Kampf, Flucht oder Erstarrung.

 

Lesen Sie hier weiter, was Sie tun können, um wieder aus diesen Programmen heraus zu kommen: https://www.praxis-lebensquell.de/2019/01/15/wie-sie-aus-negativen-gef%C3%BChlen-und-gedanken-heraus-kommen/

 

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Kommentare: 3
  • #1

    bernd-schroeder-berlin@t-online.de (Samstag, 07 März 2020 14:24)

    Gibt es noch einen Teil Gehirnfahrstuhl 2?

    Sehr einfach und informativ.


    bernd schroeder

  • #2

    Andrea Kistenich (Montag, 04 Januar 2021 10:55)

    Guten Tag Herr Schroeder,

    den zweiten Teil des Gehirnfahrstuhls finden Sie hier: https://www.praxis-lebensquell.de/2019/01/15/wie-sie-aus-negativen-gef%C3%BChlen-und-gedanken-heraus-kommen/

    Beste Grüße
    Andrea Kistenich

  • #3

    Jessica Lange (Donnerstag, 18 Februar 2021 15:07)

    Vielen lieben Dank für dieses verständliche Schaubild und diese Erklärung. Ich befinde mich momentan in der Ausbildung zum Heilpraktiker für Psychotherapie und lerne gerade den Bereich "Nervensystem" und in meinem Lehrwerk wurde das nicht kurz und verständlich erklärt.